Geschichte

Antiochenisch-Orthodoxe Kirche

Die Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochia blickt auf 2000 Jahre christlicher Geschichte und führt ihre Gründung auf die Apostel Petrus und Paulus zurück. Das Patriarchat von Antiochia organisierte sich um Antiochia am Orontes (heute: Antakya in der Südosttürkei) herum, Hauptstadt der römischen Provinz “Oriens”. Es war neben Rom, Konstantinopel, Alexandria, und Jerusalem eines der fünf alten Patriarchate der römischen Reichskirche.

Im 5. Jh. folgte ein Teil der antiochenischen Christen, die später als “rum-orthodox” (“rum” steht fürrhomaios = Oströmer bzw. Byzantiner) bezeichnet wurden, dem ökumenischen Konzil von Chalzedon (451), dass sich zu Jesus Christus als wahrem Gott und wahrem Menschen in zwei Naturen bekannt  hatte.

Ein anderer Teil der zum Patriarchat von Antiochia gehörenden Christen verwarf Chalzedon, bekannte sich zu Jesus als wahrem Gott und wahrem Menschen in einer Natur und verselbständigte sich allmählich unter dem “Syrisch-orthodoxen Patriarchat von Antiochia”.

Als die muslimischen Araber im 7. Jh. die östlichen Provinzen des römischen Reiches besetzten, verloren die Rum-Orthodoxen ihren Status als Reichskirche und galten als Geschützte der Muslime. Unter den Kreuzfahrern (11. – 13. Jh.) wurde ein lateinisches Patriarchat von Antiochia gegründet. Der rum-orthodoxe Patriarch mußte im byzantinischen Exil Zuflucht finden. Nach der Zerstörung von Antiochia (1268) durch die Mameluken residierte er an verschiedenen Orten, bis er sich im 16. Jh. endgültig in Damaskus etablierte. Unter osmanischer Herrschaft (ab 1517) gehörten die Rum-Orthodoxen zum Rum-Millet und standen unter dem Einfluss des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. Die Gründung eines mit Rom unierten “Griechisch-Katholischen Patriarchats” durch westliche Missionare (1724) bewirkte, dass sich der Einfluss des Patriarchen von Konstantinopel auf die rum-orthodoxe Kirche verstärkte. Die rum-orthodoxe Kirche erhielt mehrere griechische Patriarche, während die meisten Gläubigen Arabisch als Muttersprache hatten. 1899 wurde ein arabischer Patriarch wieder gewählt.

Im 19. und 20. Jh. trugen viele Faktoren zur Schwächung der rum-orthodoxen Kirche bei: Der Verlust einiger Mitglieder durch die Tätigkeit protestantischer Missionare, die Auswanderungswellen, die Teilung der Levante in mehrere  Staaten (bes. Libanon und Syrien), die Vergabe des Antakya-Gebiets (Provinz Hatay) durch die Franzosen an den junge türkischen Staat. Seit 1941 erlebt die Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochia einen spirituellen und kulturellen Aufbruch vor allem dank der “Orthodoxen Jugendbewegung” (MJO). Im Rahmen des historischen Balamand-Klosters im Libanon wird die einzige orthodoxe kirchliche Universität im Vorderen Orient (University of Balamand), zu der eine theologische Fakultät gehört, betrieben. Die Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochia folgt dem Synodalsystem. Jetziger Patriarch ist Seine Seligkeit Youhanna X. (Yazigi).

Wer sind rum-orthodoxe Christen in Deutschland?
Ende des 19. Jhs. fingen rum-orthodoxe Christen an, den Vorderen Orient zu verlassen. Die ersten Aus-wanderungswellen waren politisch und wirtschaftlich bedingt. Vor allem in den 1960/70er Jahren kamen Rum-Orthodoxe auch nach Deutschland. Sie stammen aus Syrien, Libanon, Palästina, Jordanien und Irak, vor allem aber aus der Hatay-Provinz in der Südosttürkei mit Hauptstadt „Antakya”, dem historischen Antiochia. Diese Gegend gilt als der Gründungsort ihrer Mutterkirche und gehört zu den ruhmreichsten Wiegen des Christentums.

Mitte der 1970er Jahre gründeten die Rum-Orthodoxen in Deutschland die ersten Kirchengemeinden. Die Mutterkirche förderte diese Bemühungen durch Entsendung von Priestern nach Deutschland und Etablierung der Metropolie für Mittel- und Westeuropa mit Sitz in Paris.

Heutzutage leben ca. 10.000 Rum-Orthodoxe in Deutschland, von denen ca. die Hälfte kirchlich organisiert sind (Näheres siehe www.rum-orthodox.de) und deren Interessen von einem Dachverband vertreten werden. Die Rum-Orthodoxen sind ökumenisch engagiert und dem Dialog mit Juden und Muslimen gegenüber aufgeschlossen, mit denen ihre orientalischen Vorfahren jahrhundertelang zusammen gelebt haben