Samstag der Schläfer

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

am Samstag der Schläfer gedenkt unsere heilige orthodoxe Kirche der Verstorbenen, die in Christus in das ewige Leben eingegangen sind.

In unserer Kirche nennen wir diesen Tag, der uns von unseren heiligen Kirchenvätern als Erbe überliefert wurde, den Samstag der Schläfer. Im öffentlichen Raum wird er verständlicher als Samstag der Toten bezeichnet.

Dieses kirchliche Ritual wird zweimal jährlich in Verbindung mit der Heiligen Messe vollzogen:

  • Der erste Gedenktag fällt auf den Samstag vor dem Sonntag des Jüngsten Gerichts, der zugleich den Beginn des Fleischverzichts vor der Großen Fastenzeit markiert.
  • Der zweite findet am Samstag vor Pfingsten statt, dem Tag vor dem Herabsteigen des Heiligen Geistes auf die Apostel.

Darüber hinaus sind im orthodoxen Kirchenritus alle Samstage des Jahres – mit Ausnahme des Samstags der Auferstehung des Lazarus – unseren in Christus entschlafenen Verstorbenen gewidmet.

Mit anderen Worten: Die Lesungen und Hymnen der samstäglichen Gottesdienste sowie die Gebete, die wir zu Hause aus den liturgischen Büchern sprechen, dienen dazu, dass unsere Toten Trost im Herrn finden.

Heute wollen wir kurz die drei Hauptgründe beleuchten, warum diese beiden Tage sowie jeder Samstag im Jahr in unserer orthodoxen Kirche dem Gedenken an die Verstorbenen gewidmet sind:

  1. Gedenken an jene, die ohne Begräbnis blieben:
    Im Laufe der Kirchengeschichte sind viele unserer Brüder und Schwestern auf vielfältige Weise verstorben – sei es im Krieg, auf See, bei Erdbeben oder anderen Naturkatastrophen. Viele von ihnen starben fernab ihrer Heimat und Familie und wurden entweder ohne eine kirchliche Trauerfeier begraben oder blieben unbestattet.
    Diese Gedenktage wurden daher eingeführt, damit auch sie durch das Gebet der Kirche Trost in Christus finden.

  2. Gebete für vergangene Generationen:
    Als lebende Gläubige beten wir für unsere verstorbenen Verwandten und spenden ihnen geistigen Trost. Wir gedenken ihrer Namen bei den heiligen Opfergaben und verrichten gute Werke zu ihrem Andenken.
    Doch wer betet für unsere Familienangehörigen und Lieben, die vor Jahrhunderten gestorben sind?
    Die Antwort ist: die Kirche. Selbst wenn wir sie nicht mehr kennen oder vergessen haben – an diesen besonderen Tagen vergisst die Kirche sie nicht.

  3. Die geistige Verbindung zwischen Lebenden und Toten:
    Diese Gedenktage erinnern uns daran, dass wir mit unseren Verstorbenen auch über den Tod hinaus verbunden bleiben.
    Im Christentum endet der Dialog zwischen Lebenden und Toten nicht mit dem Tod – im Gegenteil, er wird durch unsere Kirche und unsere Gebete weitergeführt.
    Denn unser Herr hat gesagt: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Johannes 11,25)
    Und der heilige Apostel Paulus schrieb:

„Brüder, wir wollen euch nicht im Unklaren lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie jene, die keine Hoffnung haben.“ (1. Thessalonicher 4,13)

Das bedeutet: Sie mögen zwar körperlich gestorben sein, doch geistig schlafen sie in Christus bis zum Tag des gerechten Gerichts.

Zum Abschluss, liebe Brüder und Schwestern, möchte ich uns an einen eindrücklichen Ratschlag des Heiligen Paisios erinnern:

So wie Gefangene im Gefängnis auf den Besuch ihrer Verwandten warten, warten auch unsere Toten auf unsere Gebete.

Dieser Gedanke soll uns bewusst machen, wie wertvoll und bedeutsam unsere Fürbitten für die Verstorbenen sind.

Deshalb, meine lieben Brüder und Schwestern, lasst uns nicht versäumen, für unsere Toten Lampen und Kerzen zu entzünden, heilige Brote darzubringen, Weihrauch auf ihre Gräber zu legen und zu beten.
Lasst uns gemeinsam beten:

O Herr, schenke den Verstorbenen Trost und das ewige Leben mit den Heiligen, wo es keinen Schmerz, keine Trauer, keine Sorgen gibt, sondern einzig das unvergängliche Leben.

Amen.